Die Geschichte des Prinz-Karl-Viertels

Von der Infanteriekaserne „Prinz Carl von Bayern“ zu einem modernen Innenstadt-Quartier.
Das heutige Prinz-Karl-Viertel war ursprünglich Bestandteil eines noch viel größeren Militärkasernenkomplexes, der über lange Zeit das Bild des Augsburger Südens bestimmte. Heute zeugen nur noch wenige Gebäude von dieser militärischen Vergangenheit – mit Ausnahme des aufwändig zu großzügigen Büroflächen modernisierten Prinz-Karl-Palais und dem noch unrenovierten Gegenstück auf der Seite des angrenzenden Bismarck-Viertels. Den urbanen Charme des Prinz-Karl-Viertels macht die unmittelbare Nähe von Arbeiten und Wohnen, von großzügigen Erholungsflächen, öffentlichen Geschäften, Veranstaltungsorten und sozialen Einrichtungen auf hohem, modernen Niveau aus. Das Modellprojekt während der Expo 2000 entstand in nur wenigen Jahren quasi als ein Geschenk nach dem Ende des Kalten Krieges und der anschließenden Militärkonversion.

Das Prinz-Karl-Viertel darf als Augsburgs modernster innenstadtnaher Stadtteil bezeichnet werden, der seinen Bewohnern viel Lebensqualität bietet und seinen Besucher schnell ein vertrautes, selbstbewusstes Gefühl vermittelt. Das repräsentative städtebauliche Ensemble an der Schertlinstraße wird durch eine friedfertige, interessante Mieterstruktur in der Tiefe des Viertels ergänzt.

Ein Blick in die Vorgeschichte des Prinz-Karl-Viertels ist gleichzeitig ein Blick in die nicht friedvolle Geschichte Deutschlands. Der Augsburger Süden ist in den letzten beiden Jahrhunderten auch ein Spiegel des Zustands des ganzen Landes gewesen.





Seit 1806 war das königlich bayerische 3. Infanterie-Regiment in der Kreuz- und der Jesuitenkaserne in Augsburg stationiert. Aufgrund einer Typhus – Epidemie in den Jahren 1877 und 1878 und den baulichen Mängeln der beiden Kasernen, begann die Planung einer neuen Infanteriekaserne, mit deren Bau 1882 begonnen wurde. Am 8. November 1884 meldete der General der Infanterie den Einzug des 3. Infanterie – Regiments in die neue Kaserne.

1885 kam König Ludwig II. der Bitte des Oberst und Regimentskommandeurs von Parseval nach, der Kaserne den Namen „Prinz Karl von Bayern Kaserne“ zu geben. Diese Benennung ging auf den Generalfeldmarschall Karl Theodor Maximilian August Prinz von Bayern zurück.

In den darauf folgenden Jahren entstanden einige weitere Anbauten, unter anderem wegen der Verlegung des 3. Bataillons von Lindau nach Augsburg.
1933 wurde das Jubiläumsdenkmal von 1898 durch das auch heute im Park zwischen den Wohnhäusern bestehende Dreier – Ehrenmal ersetzt.

Im Jahre 1935 wurde die Kaserne in „Infanteriekaserne“ umbenannt.

Nach dem 2.Weltkrieg zog 1950 die US- Armee in die Augsburger Kaserne ein. 1968 wurde die Kaserne vom Freistaat Bayern auf die Bundesrepublik Deutschland übertragen.

1969 wurde die Infanteriekaserne der Bundeswehrverwaltung übertragen, sie wurde bewohnbar gemacht, alle Augsburger Bundeswehr-Dienststellen zogen ein und sie erhielt den Namen „Prinz-Karl-Kaserne“ zurück. Mit dem Auszug der US-Army wurden Teile der Kaserne abgerissen oder dem Verfall ausgesetzt. Die Bundeswehr beanspruchte nur einen Teil des Kasernengeländes.

Im Oktober 1973 trat der Denkmalschutz für die beiden Hauptgebäude in Kraft. Stück für Stück wurde das Gelände an die Stadt Augsburg verkauft, um Platz für die Verkehrsplanung zu schaffen. Da sich der Baubeginn immer wieder verzögerte, wurde das Hauptgebäude in der Schertlinstraße 1979 in die Denkmalliste der Stadt Augsburg aufgenommen. Um das Gebäude vor weiterem Verfall zu schützen, wurde das stark beschädigte Dach 1980 durch ein Notdach ersetzt. Eine Wiederherstellung des Originaldaches wäre aus damaliger Sicht zu teuer gewesen.



1989 wurde das Kriegerdenkmal aus der Hindenburgkaserne im Prinz-Karl-Viertel wieder neu aufgebaut. Nach dem Abzug des Militärs 1992 verging zunächst einige weitere Zeit im Prinz-Karl-Viertel, bevor 1994 die Stadt Augsburg die Kaserne aus dem Besitz der Bundesregierung erwarb. 1995 wurde ein städtebaulicher Ideenwettbewerb mit 80 Teilnehmern für das „Prinz-Karl-Viertel“ durchgeführt. Der 1. Preis ging an den Architekt Claus Neumann.


Ein Teil der Kasernenfläche wurde 1996 in das Programm „Siedlungsmodelle Bayern“ aufgenommen. Ziel dessen war es, nachhaltig zur Entwicklung der Stadt Augsburg beizutragen, die Ressourcen intelligent und ökologisch wertvoll zu nutzen und einen umweltfreundlichen, wirtschaftlich sinnvollen Wohnraum zu schaffen. Dies geschah im Rahmen der Offensive Zukunft Bayern, welche das Prinz-Karl-Viertel auf der Weltausstellung Expo 2000 als Außenprojekt präsentierte. 1998 begannen die ersten Baumaßnahmen. Im Jahr 2000 wurden die ersten Wohnungen bezogen.

Beim Umbau des Prinz-Karl-Palais wurde besonders darauf geachtet das historische Gebäude so gut wie möglich zu erhalten und zu betonen. Gleichzeitig wurde mit moderner Architektur weiterer Neubauten ein stimmiges Gesamtbild im städtebaulichen Ensemble entlang der Schertlinstraße geschaffen.